WdkK'23 - Der Donnerstag:

 Ach, herrlich, es ist wieder Sommer geworden im Verlauf der Veranstaltungswoche auf dem Dreiecksplatz. Den passenden Soundtrack liefert dazu am Donnerstag Torsten Goods mit seiner Band. Schließt man die Augen, kann man sich ganz leicht vorstellen, wie der warme Wind in den Palmen rauscht und die Eiswürfel im Cocktailglas klimpern. Für einen scharfen Schnitt sorgt im zweiten Teil die Band Rozedale. Stampfender Blues-Rock weckt nun mal ganz andere Assoziationen.

 

Es ist das letzte Konzert-Fünferpack, das Hans-Hermann Strandt, Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz, in diesem Jahr ansagt; er will sein Amt abgeben. Und so tummeln sich zum Abschied ein paar alte Bekannte auf der Bühne: Wolfgang Haffner am Dienstag, Christian von Kaphengst am Donnerstag. Der ebenso vielbeschäftigte wie herausragende Bassist ist zum sechsten Mal in Gütersloh, er war schon musikalischer Begleiter von so unterschiedlichen Akteuren wie Max Mutzke oder Max Herre.

Copyright MPRESS Peter Heermann

Diesmal stellt er sich in die Dienste von Torsten Goods, Der setzt mit seiner halbakustischen Gitarre und einem Song von George Benson („Weekend in L.A.“) gleich den Ton, der für die kommenden 75 Minuten vorherrschen wird: Locker-lässig ist das, was er da mit seiner Band zelebriert, ein bisschen Jazz, ein bisschen Swing, ein bisschen Pop. Der Himmel ist bedeckt an diesem Abend, aber mit dieser Gute-Laune-Musik geht imaginär die Sonne über Gütersloh auf.

 

Goods erweist sich nach dem instrumentalen Einstieg in der Folge auch als guter Sänger und Plauderer, er findet zwischendurch sogar noch Zeit, ein Handyfoto von seinem Keyboarder Jan Miserre zu machen (mit dem wieder richtig gut gefüllten Dreiecksplatz im Hintergrund). Die Band pflügt durch das umfangreiche selbst geschriebene Repertoire früherer Jahre („No Religion“, „Freedom Every Day“, „Midst Of Your Love“), doch es gibt auch Stücke aus dem neuen Album und ein bisschen Eigenwerbung („wir gehen bald auf Tour und sind am 12. Oktober in Herford“).

 

Kleines Schmankerl am Rande: Hans-Hermann Strandt spielt Bass – zumindest hat er das Instrument um seinen Hals hängen. Denn Christian von Kaphengst würdigt die jahrelange Zusammenarbeit mit einer kleinen Varieté-Einlage: Während sich der Vereinsvorsitzende im Takt wiegt, greift der Bassist von hinten in die Saiten. Das macht Spaß.

 

Ja, so klingt der Sommer, und da ist es sicherlich kein Zufall, dass sich Goods & Co. mit dem Stück „Summer Lovin'“ von ihrem Publikum verabschieden. Und überhaupt: Dazu passt wunderbar die Titelmusik, die jeden Abend zu Beginn vom Band kommt: „Theme From A Summer Place“ von Percy Faith und seinem Orchester. Kleiner Tipp: Suchen Sie die Stereo-Version und genießen Sie sie mit Kopfhörer. Herrlich!

 

Doch genug mit diesem kleinen Exkurs. Denn um im vorher gebrauchten Bild zu bleiben: Wenn bislang musikalischer Sonnenschein vorherrschte, so schieben sich bei der zweiten Formation ein paar kräftige Wolken davor. Denn der Blues, wie ihn die französische Band Rozedale praktiziert, bietet auch immer viel Gelegenheit, die Trübsal dieser Welt in Töne zu fassen.

 

Da röhrt die Stimme von Sängerin Amandyn Roses (deshalb nannte die Truppe sich früher auch „Rosedale“), da jault die Gitarre von Charlie Fabert manchmal minutenlang bei einem Solo. Seit 2013 treten die beiden gemeinsam auf; ihre jahrelange gemeinsame Bühnenerfahrung ist ihnen in jeder Sekunde anzumerken – im positiven Sinne, denn es ist weit mehr als Routine, was da in Gütersloh aus den Boxen kommt.

 

Und es klingt großartig, um zwischendurch ein Kompliment an die Sound-Crew unterzubringen. Der ganze Abend ist vom Klang wie von der Lautstärke her bestens abgestimmt – vor der Bühne satt und kräftig, weiter hinten auf dem Platz immer noch so prägnant, dass die Musik nicht im Gemurmel des Publikums untergeht.

 

Während die Zuhörer im ersten Konzertteil noch ein wenig ostwestfälische Zurückhaltung zeigen, füllt sich bei Rozedale der Bereich direkt vor der Bühne zusehends, denn das ist schließlich kein Jazz zum Fingerschnipsen, sondern Blues-Rock zum Kopfwippen und Fußstampfen. Dazu besteht ausreichend Gelegenheit, denn anders als bei Goods gibt es nur kurze Ansagen, stattdessen richtig was auf die Ohren.

 

Ein Stück ist auf französisch („Ce soir je t'aime“), der Rest hat englische Texte. „Shine Your Lovelight“ ist erstaunlich poppig und hitparadentauglich, während Songs wie „Smoking Gun“ dann doch vor allem von ihrer Blues-Verankerung leben. Sängerin Amandyn legt sich kräftig ins Zeug und nimmt sogar mal ein Megaphon in die Hand, um ihrer Stimme einen außergewöhnlichen Kick zu geben.

 

So klingt dieser Konzertabend schließlich mit viel Jubel und glücklichen Beteiligten auf allen Seiten aus. Das Finale am Freitag kann kommen – der Sommer ist schon da.

Stefan Lind, Redakteur beim WESTFALEN-BLATT, für die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz