WdkK'22 - Der Mittwoch:

Musik ohne Grenzen

Künstler aus Südafrika, Chile, Kuba, Polen, Spanien, Österreich, den USA und Deutschland verzauberten das Publikum auf dem Dreiecksplatz

„Musik kennt keine Grenzen. Sie ist Ausdruck des Wunsches nach einem friedlichen Zusammenleben der Menschen, egal welcher politischen oder religiösen Couleur. Beispiele dafür werden wir hier gleich auf der Bühne erleben!“ – Hans-Hermann Strandt, Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz, eröffnete am Mittwochabend das klingende Abenteuer-Bergfest der ‚Woche der kleinen Künste‘.

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Direkt im Zentrum Güterslohs herrscht plötzlich New Yorker ‚Blue-Note-Clubatmosphäre‘. Das Oktett „Small Kingdom – South African Projekt“ um Melanie Scholtz aus Kapstadt und dem perkussiven Ausnahme-Drummer und Bandleader Andy Winter präsentierte ‚Worldmusic‘ in veredelter Form. Die fantastische Frontsängerin mit ihrer extrem wandlungsfähigen und einfühlsamen Stimme und ihr Team erfüllen spielend das Genre Crossover.

 

Bereits beim ersten Song „Open the door“ trifft Klassik auf Popularmusik, dazu formuliert Sebastian Peszko auf der Viola variationsreiche Soli und die Violinistin Sonja Firker – bekannt aus dem Quartett ‚Mellow Melange‘ – und Cellist Lucian Moreno leisten feinfühlige Streicharbeit, den erdig bebenden Tieftonbereich generiert geschickt Kontrabassist Peter Bursky.

 

„Every little spin you do“ ist ein Zitat von der aktuellen South-African-Edition-CD, da lässt die achtköpfige Band ihre Herzen sprechen und rückt den Kubanischen Multiinstrumentalisten Regis Molina in den Fokus. Es ist meisterhaft spezialisiert auf Alt- und Baritonsaxophon, Querflöte und Piano und formuliert immer den optimalen Ton.

 

E-Gitarrist und Co-Sänger Ron Spielman testet spätestens beim Titel „Frozen by fire“ die Dehnungskoeffizienten seiner Strings, er erreicht mühelos das Exzellenzcluster der schwebenden, spitzen Sounds und lässt das völlig begeisterte Dreiecksplatz-Auditorium mitjohlen und fasziniert applaudieren. Da war die lautstark geforderte Zugabe fällig. Zum Finale offeriert das Lied „Down South“ einen kulturellen Himmelsrichtungen-Mix, Melanie Scholtz artikuliert perfekt schwebende Voicings und sogar ihr eigenes Echo.

 

Zweiter erfrischender Höhepunkt war die österreichische Rockröhre Meena Cryle, die Seite an Seite mit der „Chris Fillmore Band“ die Triangulation des wahren Rhythm ’n’ Blues forciert. Ihre Opener „Sweet Lovin‘ Mama“ von Johnny Guitar Watson und „Tina-Nina-Nu“ von Stevie Ray Vaughan ließen keinen Zweifel daran, dass die Frontsängerin alle Lorbeeren des ansagenden Moderators und ehemaligen Musiklehrers vom Städtischen Gymnasium, Uli Twelker, erfüllt und Janis Joplin substituiert.

 

Die Formation geht ab dem ersten Ton steil. Gitarrist Chris Fillmore kann jederzeit den Schubhebel seiner Stratocaster-Stromgitarre nach vorn katapultieren und tastet die sechs Stahlsaiten im Tempo eines Jetstreams ab, die von seiner historischen 22-Watt „Super Sonic“ Vollröhre mit Volldampf für gehörrichtiges Ohrensausen sorgen.

 

Angus ‚Bangus‘ Thomas – übrigens der erste Basslehrer des Rolling-Stones-Bassisten Darryl Jones – lässt dazu die vier fetten Strings seines Fender Special-Precision-Bass vibrieren. Der virtuose Tieftongenerator, der bereits 1985 mit Miles Davis tourte, verzückt mit seinen kreativen Basslinien das komplette Auditorium.

 

Drummer Rainer Baumgartner hämmert harmonisch den ultraknochentrockenen Beat, und Keyboarder Söa Fitzpatrick moduliert aus seinen „Uhl X3“ die feinsten Hammond-B3-Substrate. Wenn dann Meena Cryle „It Makes Me Scream“ kraftvoll ins Mikrofon atmet, applaudieren alle Anwesenden fasziniert und holen mit der Kraft ihrer Hände „I Got A Feeling“ als Extrabonus raus. Nach diesem ultimativen Showprogramm stieg das begeisterte Bluesfeeling in die sternklare Sommernacht.

Edwin Rekate für die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz