WdkK'25 - Der Mittwoch:

Schon in der Ankündigung des heutigen Abends, ein ganz anderes Moderatoren Duo stand nach der Erkennungsmelodie „Charmaine“ von Mantovani plötzlich auf der Bühne. Mit viel Wortwitz warfen sich die beiden die Bälle zu. Spontanität großgeschrieben! Selbst der kleine Fauxpas vom parodierten Hitparaden Urgestein Heck bei der obligatorischen Nennung der Sponsoren dürfte wohl nur dem genannten aufgefallen sein, wenn auch: „bitte nicht wieder wählen“ - bleibt schon mal der Moderatoren Auftritt sehr positiv in Erinnerung. Mit einleitenden Worten wie: Ja, um 21:00 Uhr haben wir bereits Bergfest!

 

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Und wer kennt sich wohl besser aus mit einer Gipfelerstürmung als die Schweizer. Also noch genug Zeit um 19:30 für THE NEXT MOVEMENT - der erste Act an diesem Mittwochabend. Der Dreiecksplatz zum Bersten gefüllt, wenn auch gleich der Himmel etwas in dunkleres Grau gehüllt war. Gefühlte Außentemperatur 25 Grad Celsius.

 

Aus den Lautsprechern ertönen seltsame Klänge als schwebe das Mutterschiff UFO des P. Funk über allen. Der gute George Clinton hat eine besondere Botschaft für Gütersloh heute Abend und beamt und sein alpine-erfahrenes Trio unter Lichtblitzen auf die Bühne. Da stehen plötzlich drei Männer wie ZZ Top vor uns, die vom ersten gespielten Ton an den wahren, echten Funk in den Adern haben. Knackiges Drumset als würde deine Katze auf 'ne Tupperdose pullern - Gitarrenriffs mit virtuosem Können! Eddy Hazel von Parliament schaut begeistert aus dem Seitenfester des UFOs. Und erst dieser Bass Groove - seit Mark King von Level 42 und auch CHIC so etwas perfektes nicht mehr gehört.

Und da - Vocoder Voice aus dem Mikro des Gitarristen - die Ü50 erinnern sich evtl. noch am Framptons "Show me the way". Diese Combo kennt den Weg zum Funk und Serve und Volley und Ass um Ass landet unter unseren Füßen.

Der Raum vor der Bühne ist schon zur Tanzfläche mutiert. Da kannst du nicht sitzen, tanzen und schwitzen ist hier angesagt. Es ist proppenvoll als plötzlich ein rotes Telefon auf der Bassdrum klingelt und wer meldet sich aus dem Off? Der gute alte PRINCE der uns beisteht bis zum Gipfel der Genüsse. Denn wer hat’s erfunden? Natürlich die Schweizer! 

 

Es funkt es groovet, da gehst du mit. Die Amps und die Bassdrum illuminieren im Takt, schweben über dem Bühnenboden. Hier gibt es keine Kunstpause zum Durchatmen. Fix werden Gitarre und Bass auf den Rücken geschubst und die drei Habaneros spielen akustische Sechssaiter á la Mariachi unter treibendem Beat des Schlagmanns auf einer Schweizer Kuhglocke - auch das beherrschen die Eidgenossen von The Next Movement in Perfektion, ohne dabei den Soul und Funk aus den Fingern zu lassen. Das Publikum ist begeistert und rast. Die Zugabe ein optisches Highlight, es wird gefunkt, was das Zeug hält - in eilig umgedressten Bademänteln, auch hier wieder eine Homage! Applaus und Begeisterung garantiert. Kurz nach 21:00 die Bergkuppe wurde erreicht und alle sind mit gekommen!

 

Nach einer kurzen Umbauphase auf der Bühne, das Publikum hatte diese dringend nötig, um die von den Wirten eilig nachgefüllten Kühlschränke erneut zu leeren, die Anmoderation von Holger und Reinhard! 

Diesmal ruhig und sachlich, ja fast schon in Ehrerbietung vor dem was uns nun zum 2. Act des Abends erwartet.

 

Aus Mali - Afrikas Superstar - VIEUX FARKA TOURÉ mit Band!

 

Alle Tische und Bänke im Publikum sind gefüllt, der Raum vor der Bühne eng und gut versammelt. Es wird still. Du hörst fast die sprichwörtliche Nadel fallen. Vier Musiker in landesüblicher Kleidung betreten mit charmantem Lächeln die Bühne. Du merkst sofort hier herrscht Harmonie unter den Akteuren.

 

Das Konzert beginnt mit einem akustischen Opener auf der Gitarre, begleitet von traditionellem Rhythmus gebenden Instrumenten. Die Musik von Vieux Farka Touré und seiner Band steht an diesem Abend in der Tradition seiner Herkunft - Mali, Afrika, aber sie können auch anders und das zeigen sie auch und lassen das Publikum teilhaben am chilligen Afrosound, der dahingleitet wie eine sanfte Meeresbrise am Strand im Irgendwo! Sicher, die Fußstapfen seines Vaters Ali Farka Touré sind groß, und Afrika hat einige große Künstler ihres Fachs hervorgebracht. Er nennt Salif Keita und auch Blues Legenden wie John Lee Hooker und B.B. King als inspirierende Vorbilder. Aber Vieux und seine Mannen haben es bestimmt nicht nötig, sich dahinter zu verstecken. Ganz im Gegenteil, hier passiert Magisches. Wir befinden uns alle auf einer Reise und diese Band nimmt Dich mit, wenn Du willst! Hier geht niemand frühzeitig ins Bett. Und dabei ist Monsieur Touré ein wahrer Virtuose seines Instruments, ob akustische Gitarre oder effektvoll unterstützte E-Gitarre, manchmal klingt sogar der Anschlag einer Kora durch. Auch dieses Instrument beherrscht er wohl. 

 

Es soll Bezeichnungen geben, wie Jimi Hendrix der Sahara ?! Sahara mit Sicherheit! Boah, was für ein Erlebnis und das in Gütersloh. Ich bin begeistert und groove und wippe mit, dicht gedrängt vor der Bühne. Wo sehr viele, fast wie in Trance zum Blues der Wüste sich sanft hin und her bewegen, wie ein Kornfeld im Wind. Die Band zelebriert ihren Afrobeat so perfekt und wohltuend, hier findet Meditation statt. Das harmonische untereinander der Musiker, fröhlich und familiär springt aufs Publikum über. Wir alle sind EINS. Oder wird das jetzt zu esoterisch? Ich finde - nein! Das Publikum hat es getan, sich in den Bann ziehen zu lassen von Rhythmen, Grooves und Beats aus Mali - Afrika, nicht verklärt, sondern aus einer Begeisterung, die sich in frenetischem Applaus ausdrückte. Dieses Konzert hätte noch eine Stunde weitergehen dürfen, wenn ihr mich fragt. Hier haben sich Kulturen die Hände gereicht - ohne Grenzen!

 

Thorsten Rinne, Mitglied der Kulturgruppe Bielefeld e.V.