WdkK'23 - Der Freitag:

Die Sonne hatte ein Einsehen und gab am letzten Tag der Woche der kleinen Künste nochmal alles. Das Wetter war perfekt, Bänke und Tische waren schon am Vorabend abgeräumt worden. Der Dreiecksplatz ist „Ready to dance“.

Copyright MPRESS Peter Heermann

Und Flo Mega und die Berliner Funk- und Soulband The Ruffcats sorgen dafür, dass die Party beginnt. In sonnengelben Outfits betreten sie die Bühne und starten mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Über das Grau“. Dabei gibt Flo den Vortänzer und das Publikum macht gut gelaunt mit. „Wir haben uns ein wenig in Ostwestfalen verliebt“, gesteht Flo und das Publikum ist begeistert. So ganz nebenbei entdeckt Flo Mega vielleicht eines der Geheimnisse des Erfolges der Woche der kleinen Künste – neben den natürlich exzellenten Bands, die hier auftreten: „Wir spielen in der Spitze eines Dreiecks. Hier ist echt gute Energie.“

 

Diese gute Energie überträgt sich von der Bühne direkt aufs Publikum und beim Klassiker „Du bist eine Blume“ entsteht sogar ein kleiner Flashmob mit hin und her zuckenden Köpfen, was den gebürtigen Bremer Flo Mega ziemlich amüsiert. Bei den funkigen Bläsersätzen kann man aber auch wirklich nicht stillstehen. Und doch habe er gerade einen Ohrwurm von schlechten deutschen Schlagern, sagt Flo, um dann quasi übergangslos zu einem seiner Hits „Die wirklich wahren Dinge“ von seinem gleichnamigen Debütalbum zu wechseln und klarzumachen, was gute deutsche Texte sind, witzig und mitten aus dem Leben. Seine Texte schreibt er übrigens alle selbst und legt größten Wert darauf, dass sie gut sprechbar sind und rund sind. Musikalisch erfreuen Hommagen an James Brown und Isaac Hayes

 

Zum Schluss verkündet Flo „Reggae Time“, was eine gute Überleitung zur folgenden Band ist, die Flo gut gelaunt als „Totale Hüft Op“ ankündigt – seine Übersetzung von „Total Hip Replacement“. Doch das Gütersloher Publikum lässt ihn erst nach zwei Zugaben von der Bühne gehen.

 

Bevor die Dänen auf die Bühnen kommen, kommt, was kommen musste: Der Abschied von Hans-Hermann Strandt und Uli Twelker von ebendieser Bühne. Das Team der Kulturgemeinschaft überrascht „Mr. Torte“ Hans Hermann Strandt mit einer ebensolchen. Und Special Guest Max Oestersötebier stimmt zusammen mit dem Publikum „Danke Hans-Hermann“ nach der Guantanamera-Melodie an. Hans-Hermann Strandt und Ulli Twelker verabschieden sich gerührt und dankbar und versprechen, auch im nächsten Jahr als Fans dabei zu sein.

 

„Feiert das Leben. Feiert Euch selbst“, so Hans-Hermann Strandt in seiner Ankündigung der zweiten Hälfte des Abends. Die dänische Band Total Hip Replacement aus Aarhus bietet mit ihrer Mischung aus Reggae, Soul, Pop, Dub und afrikanischen Rhythmen die perfekte Basis für eine große Party. Kein Wunder, dass die Band im Jahr 2022 einen Preis als beste dänische Liveband bekommen hat.

Für das aktuelle Album „Anyankofo“ haben sie mit Musikern aus Ghana zusammengearbeitet. Die Dänen reisten nach Accra und trafen sich dort mit renommierten Musikern der Kwashibu Area Band und Santrofi im Studio von Kwame Yeboah. Immer wieder betonen die Musiker die Botschaft ihrer Lieder: Menschen sollen liebe- und respektvoll miteinander umgehen sollen. Das Ergebnis: gut gemachte Musik, die verschiedene Kulturen verbindet – und extrem tanzbar ist.

Die kulturelle Verständigung über Musik funktioniert ausnehmend gut: Rhythmen wechseln sich ab, ergänzen und vereinen sich zu einem wunderbaren Miteinander. Die bestimmenden Reggae-Rhythmen sind durchsetzt von funkigen Bläsersätzen: Aarhus trifft Acra. Es entsteht eine fast hypnotische Atmosphäre. Das Publikum tanzt – animiert nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die kaum stillstehende Band.

Zum Schluss bekommen die afrikanischen Trommeln ihren großen Auftritt und wir werden mit einer gehörigen Portion Afrika in die Nacht entlassen. Hans-Hermann Strandt kommt noch einmal auf die Bühne und verabschiedet Bands und Publikum. Ein bisschen wehmütig klingt er, wenn er sagt, dass auch das schönste Fest einmal ein Ende haben müsse. Aber 2024 würde man sich auf jeden Fall wiedersehen. „Ferrdich“ würde Flo Mega wohl sagen.

Sybille Hilgert für die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz